Varel, 09.08.2019. Die Gruppe G6 stellt folgenden Antrag zum Projekt mit dem Förderprojekt Investitions-programm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ Projekttitel FRI_SpoBuePark gemäß der Geschäftsordnung für den Rat der Stadt Varel:
Die Stadt Varel ändert das Projektthema im Förderantrag in
„Sanierung der Sportstätten Langendamm und Windallee durch Errichtung eines zentralen Sportparks am zu sanierenden Standort Langendamm sowie Aufgabe des Standortes Windallee als primäre Sportstätte und dessen Umwandlung in einen Bürgerpark mit Bewegungs- und Trainings- sowie Begegnungsmöglichkeiten.“
oder alternativ erarbeitet die Stadt Varel einen entsprechenden neuen Textvorschlag (Projektthema), damit der Errichtung eines zentralen Sportparks am Standort Langendamm und der Umwandlung des Standortes Windallee als zentrumsrelevanter Bürgerpark nichts entgegensteht.
Begründung: Die von BürgerInnen (Förderkreis Bürgerpark Waldstadion) erarbeitete „Projektskizze Bürgerpark“ Waldstadion entspricht dem Förderaufruf des Bundes und verfolgt dessen Zielsetzung. Dem Rat der Stadt Varel geht es nach eigenen Aussagen darum, in erster Linie den Sport in Varel zu fördern. Für den Rasensport wird für die Rasen-SportlerInnen der Standort Langendamm zukunftsfähig ausgebaut. Die bisherige Sportstätte Waldstadion und das angrenzendes Gelände wird als Bürgerpark umgewandelt. Die Leichtathleten sowie der Schul- und Freizeitsport haben dann wie die Rasen-SportlerInnen eine für sie geeignete Fläche.
Darüber hinaus geht es unserer Gruppe G6 auch darum, die letzte größere zusammenhängende innerstädtische Grünfläche auch für kommende Generationen zu erhalten. Dieser Geländeverbund verbessert nicht nur das angrenzende Wohnumfeld, sondern wertet den gesamten Stadtkern auf. Dieses prägende Element unserer städtischen Baukultur sollten wir nicht unwiederbringlich durch eine Wohnraumbebauung zerstören.
Anstelle der Projektskizze des Förderkreises skeptisch gegenüberzustehen, sollten wir uns bei unseren BürgerInnen für ihre Ideen und ihr Engagement bedanken. Mit Respekt und Wertschätzung sollten wir Ratsmitglieder die intensive Arbeit dieser BürgerInnen prüfen und versuchen, dem zukunftsweisendem Bürgerwillen als ihre gewählten Vertreter im Rahmen unserer Gestaltungsmöglichkeiten nachzukommen.
Kurzbeschreibung (Förderkreis Bürgerpark Waldstadion)
Vor dem Hintergrund der Ergebnisse des Sportstättenentwicklungskonzeptes (SSEK) ist die Stadt Varel mit der Tatsache konfrontiert, dass alle offenen Sportstätten einen Sanierungsbedarf zeigen, vor allem fehlt es an einer Sportanlage, die den überregionalen Wettkampf- und Trainingsstandards entspricht. Hier wurde seitens des Rasensports (Rugby und Fußball) dringender Bedarf geäußert.
Im Rahmen der Projektentwicklung zeigte sich deutlich, dass die Bevölkerung den Erhalt des Waldstadions und der angrenzenden Spielflächen verlangt und das Areal in einen Bewegungs- und Bürgerpark umgewidmet sehen möchte. Somit strebt die Stadt Varel eine Instandsetzung der Rasenfläche im Stadionbereich und eine Parkgestaltung in den weiteren Flächen an. Da es in der Vergangenheit keine Anwohnerklagen gab, ist davon auszugehen, dass bei der Nutzung als Bürgerpark und Bewegungs- und Begegnungsort (Trainingsstätte für den Breitensport) auch weiterhin keine juristischen Konflikte entstehen. Im Gegenteil: Die Stadt Varel geht davon aus, dass der Bürgerpark verstärkt das Zusammenleben der Bürger fördern und stärken wird. Insbesondere das Zusammenspiel von Sport, Erholung und soziokulturellen Begegnungsstätten (Naturbühne) wird auch über die Stadtgrenze hinaus als ein zukunftsweisendes Zeichen nachhaltiger Flächennutzung wahrgenommen werden. Der Bürgerpark im Stadtkern wird damit sozialpolitische Entwicklungsimpulse für die Stadt geben und den öffentlichen Raum als Ort der Begegnung zwischen den Generationen und Kulturen neu beleben.
Parallel zu dieser maßvollen Sanierungsmaßnahme in der Windallee wird in Langendamm ein ganzjährig bespielbarer Feldplatz und ein Wettkampfstadion errichtet. Dabei wird auf die vorhandenen Anlagen zurückgegriffen bzw. diese werden entsprechend saniert (Drainage, Rasenspielfeld, Weitsprunganlage, Laufbahn, Vereinsheim). Es wird nicht, wie ursprünglich skizziert, eine Doppelstruktur geschaffen (etwa ein neues Vereinsheim neben den Vereinsräumen des TUS Dangastermoor).
Wichtig ist die emotionale Bindung an die neu zu schaffende Sportstätte. Diese gelingt nur, wenn die traditionellen Flächen verantwortungsvoll fortgeführt werden, man also die lokale Bindung stärkt und gleichzeitig die Vorteile der neuen Sportstätte und somit auch neue Verpflichtungen für das Engagement im Verein wahrnehmen kann. Lokale Identität, die nicht zuletzt in den verschiedenen Sportvereinen konkret artikuliert ist, kann nicht einfach an eine zentrale Sportstätte transplantiert werden.
Eine besondere Herausforderung ist die Verkehrsanbindung und Parkraumsituation des neuen Standorts in Langendamm. Hier gilt es auf jeden Fall auch zu berücksichtigen, wie sich der Individualverkehr in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird. Daher wird in diesem Segment bei gleichzeitiger Belastungsvermeidung für das angrenzende Wohngebiet Langendamms eine pragmatische, aber kostengünstige Verkehrsanbindung geplant, um dann in den nächsten Jahren den Sportpark in ein modernes und ökologisch nachhaltiges Verkehrskonzept effektiv einzubinden.
Begründung für die gemeinsame Entwicklung (Bürgerpark Waldstadion & Sportstätte Langendamm)
Der Sport- und Bürgerpark wird die Belange des Breitensports und die des Leistungssports bedienen. Dieses Zusammenspiel hat eine zentrale Bedeutung, denn es gilt, mehr Menschen für den Sport und die Vereinsarbeit aktiv zu gewinnen. War der ursprüngliche Gedanke, durch bessere Sportanlagen und damit einem verbesserten Angebot an einem zentralen Ort attraktiver zu werden, so zeigt sich nunmehr, dass über attraktive und zeitgemäße Begegnungsformen eher Menschen motiviert werden, sich in Vereinsstrukturen einbinden zu lassen. Offene Trainingsmöglichkeiten, die nicht unmittelbar den Leistungscharakter, sondern das gemeinsame Tun und die soziale Verbindlichkeit erfahrbar machen, eröffnen der traditionellen Vereinsarbeit neue Möglichkeiten. Ein Bürgerpark, wo Menschen im Breitensport sich mit der körperlichen Tätigkeit und dem Ort identifizieren, bietet ein Vielfaches an Gelegenheiten, Vereine und deren Aktivitäten kennenzulernen. Aus diesem Kennenlernen und dem Einbinden in die Sportsgemeinschaft resultiert auch die Bereitschaft, sich intensiv dem Leistungssport oder der Trainings- und Jugendarbeit zu widmen. Letzteres wird unter den gegebenen demografischen Entwicklungen immer wichtiger für die Vereine. Die herkömmlichen Formen der Vereinsarbeit müssen den Bedürfnissen der Menschen in einer individualisierten Informationsgesellschaft angepasst und weiterentwickelt werden. Ein Bürgerpark im Stadtzentrum, der Kommunikationsorte und Bewegungsräume anbietet, ist ideal für Interessierte, die den Kontakt suchen, aber die Enge des Vereinslebens scheuen. In der konkreten Begegnung gemeinsamen Trainings können Vorbehalte überwunden werden. Demgegenüber würde eine zentrale Sportstätte im Außenbereich mit einem multiplen Angebot nur den Charakter eines Dienstleistungszentrums haben und faktisch nur von einer hochmotivierten Minderheit wahrgenommen werden. Das Zusammenspiel zwischen einem bewegungsorientierten Bürgerpark in der Windallee und einer Wettkampfstätte in Langendamm verspricht den notwendigen Zulauf an jungen und motivierten Sportlern.
Der Bürgerpark als Trainings- und Bewegungsort für den Sportunterricht ist aufgrund seiner zentralen Lage vor allem auch für die Schulen im Stadtgebiet von Bedeutung. Die Erreichbarkeit gewährleistet in der Kürze und der Sicherheit des Weges alle notwendigen Kriterien für den Sportunterricht und setzt zudem auf die Kontinuität eines generationsübergreifenden Erlebnisses: Seit den 50-iger Jahren trifft man sich dort sowohl für die Bundesjugendspiele als auch für die Abnahme des allgemeinen Sportabzeichens. Gerade im Rahmen des Breitensports sind lokalhistorische Bindungsmomente relevant. Sie stiften Identifikation mit dem Ort und den Menschen, denen man dort begegnet.
Ziele und Zweck
Der Sport- und Bürgerpark will die Vereinsarbeit stärken und andererseits innerstädtische Grün-flächen auch für die kommenden Generationen bereithalten. Das Zusammenspiel zwischen Bewegung, Freizeit und Erholung sowie dem benachbarten Wald als Naturraum bietet der Stadt Varel die Chance, einen in der Region idealen Stadtpark zu schaffen, der sowohl für die Bewohner der Stadt als auch für deren Besucher von kaum zu überschätzendem Wert sein wird. Sollte die ökonomische Entwicklung sich fortschreiben, so wird Varel als Mittelzentrum an Attraktivität sowohl für Betriebe als auch für Menschen gewinnen. In diesem Prozess müssen innerstädtische Grünflächen so entwickelt werden, dass der öffentliche Raum ein urbaner Ort der lebendigen Begegnung zwischen Generationen, Kulturen und Interessen ist.
Gleichzeitig gelingt es, eine Sportstätte, die die kulturhistorische Sportgeschichte der Stadt Varel repräsentiert, durch eine Instandsetzung zu erhalten und umzuwidmen zu einem Bewegungs- und Begegnungsort und die Sportstätte Langendamm zu einer an den modernen Standards orientierten Wettkampfstätte für den Rasensport weiterzuentwickeln. Sollte das oben skizzierte Konzept Erfolg haben, so hat die Sportstätte Langendamm in den kommenden Jahrzehnten von der Fläche her zudem noch das Entwicklungspotenzial zu einem Sportzentrum (Hallensport, Hallenbad u.a.m.).
Auswahlkriterien
Die Sanierung zweier Sportstätten wird der Stadtentwicklung deutliche Impulse zur Stärkung der Zivilgesellschaft, für soziale Integration und breite Gesundheitsförderung geben. In einer stark diversiven Gesellschaft, in der nicht nur verschiedene Kulturen nebeneinander sich gegenseitig tolerieren müssen, sondern auch die traditionellen Formen des sozialen Miteinanders zunehmend fragmentieren, sind erlebbare öffentliche Räume für die Stadt wichtiger denn je. Nicht nur Toleranz, sondern ein Miteinander im gegenseitigen Respekt ist in der vielfältigen Stadtgesellschaft die aktuelle Herausforderung. Diese Aufgabe wird im öffentlichen Raum gelebt. Der Bürgerpark ist ein idealer Begegnungsort, der für die Stadtbevölkerung in weiten Teilen niedrigschwellig wahrgenommen und erlebt werden kann. Gerade weil der Bürgerpark stark auf Training und körperliche Bewegung Wert legt, können hier Vereine neue Zielgruppen ansprechen, denn Sport ist eine Gelegenheit, in der Integration und soziales Miteinander konkret erfahrbar werden. Die Diversität und fortgeschrittene Individualisierung konfrontiert das herkömmliche Vereinsleben mit Schwierigkeiten, die nicht mit der Steigerung des Herkömmlichen, sondern mit neuen Kommunikationsformen und -räumen bewältigt werden müssen. Insofern ist das Zusammenspiel zwischen einem Bürgerpark in der Windallee und einem Sportpark in Langendamm ein zukunftsorientiertes Projekt, was überregionale Beachtung finden wird.
Mit einem Gesamtvolumen i. H. v. ca. 6.850.000 € ist das modifizierte Projekt kostengünstiger als die vorausgegangene Projektskizze, dennoch stellt der Betrag ein erhebliches Investitionsvolumen für die Stadt Varel dar, das ohne eine Förderung seitens des Bundes aufgrund der beschriebenen Haushaltssituation nicht bewältigt werden kann. Mit der in Aussicht gestellten Förderung jedoch sieht sich die Stadt Varel in der Lage, stufenweise das Projekt zu realisieren. Begünstigend ist, wie schon in der Projektskizze erwähnt, der Sachverhalt, dass die Stadt Varel als untere Bauaufsichtsbehörde maßgeblich selbst die Verfahrensschritte bestimmen kann. Des Weiteren ist von Vorteil, dass die Perspektive einer Weiterentwicklung zu einem hochqualifizierten Sportzentrum in Langendamm in den kommenden Jahrzehnten in Absprache mit den benachbarten Bewohnern schrittweise abgestimmt werden kann. Bei einem Projekt dieses Umfangs reicht es nicht aus, sich allein der Unterstützung der Vereine zu vergewissern, sondern es muss vielmehr von der Mehrheit der Stadtgesellschaft mitgetragen werden. Dies wird in der Doppelsanierung Bürgerpark Windallee und Sportpark Langendamm gelingen.