Foto: Christel SAGNIEZ auf Pixaby
Die Rückkehr der Wölfe
Wie Konflikte zwischen Mensch und Tier vermieden werden können
Die Wolfspopulation in Deutschland wächst nicht nur im Süden, sondern auch im Norden des Landes – an unserer norddeutschen Küste. Aber wächst der Bestand in Ost-Friesland tatsächlich? Und wenn ja, wie verträglich ist dieses Wachstum?
Die Konflikte durch gerissene Schafe und Forderungen nach mehr Herdenschutz werden bei uns immer lauter. Umso wichtiger ist es für mich, dass Fachleute ihre Einschätzung dazu geben, wie die Koexistenz zwischen Menschen und Wolf bei uns gelingen kann. In diesem Artikel erfährst du mehr darüber, was getan werden kann, um Konflikte zu vermeiden und die Rückkehr der Wölfe erfolgreich zu managen.
Die bayrische Verordnung
empfinde ich als sehr fragwürdig.
Beim Thema Jagd von Wölfen brauchen wir eine differenzierte regionale Debatte!
Die Debatte um Konflikte zwischen Wölfen und dem Menschen und seinen Nutztieren in Deutschland erfährt einen neuen Schub: Das Kabinett der Landesregierung in Bayern hat am 25.04.2023 eine Verordnung verabschiedet, die ab Anfang Mai die Jagd auf Wölfe erleichtern soll. Mit Beginn der Weidesaison erwarten viele Bayern vermehrt Berichte über von Wölfen gerissene Nutztiere. Auch hier bei uns an der Küste – an den Deichen beginnt diese Diskussion. Schäfer melden sich zu Wort: ihre Angst vor Schafsrissen ist groß.
Hinweis:
In Niedersachsen dürfen Wölfe nur im Ausnahmefall entnommen werden. Eine Entnahme ist erlaubt, wenn ein Wolf wiederholt Nutztiere gerissen hat oder eine „ernste Gefahr“ für den Menschen darstellt. Die Entscheidung über die Entnahme wird von der zuständigen Behörde getroffen und erfordert eine Einzelfallprüfung. Eine generelle Quote von Wölfen, die entnommen werden dürfen, gibt es zum Glück bei uns in Niedersachsen nicht.
Wölfe in unserer Küsten-Region
Friedeburg: 1 Paar
Cuxhaven: 1 Paar
Nordholz: 1 Einzelwolf
Schiffdorf (Bremerhaven): 1 Rudel
Quelle: Abfrage der DBBW-Datenbank am 02.05.2023 um 08:09:36, Monitoringjahr 2021/2022
(für 2022/2023 liegen noch keine vollständigen Daten vor)
Durch die aufgeheizte Diskussion in unserer Region und damit auch in unserem Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen Friesland, komme auch ich nicht an diesem Thema vorbei.
Daher beschäftigen mich viele Fragen sowie die Suche nach Antworten. Antworten, die sowohl die Perspektiven der Naturschützer als auch der Landwirte und Jäger berücksichtigen und aufzeigen, wie eine mögliche Koexistenz zwischen Menschen und Wolf aussehen könnte.
2021/2022 Daten für Niedersachsen
49 Territorien
34 Rudel
(0 in Friesland, Wittmund, Wilhelmshaven, Wesermarsch, Ammerland oder Leer)
10 Paare
(1 in Friedeburg und keine in Friesland, Wilhelmshaven, Wesermarsch, Ammerland oder Leer)
5 Einzeltiere
(0 in Friesland, Wittmund, Wilhelmshaven, Wesermarsch, Ammerland oder Leer)
Quelle: Abfrage der DBBW-Datenbank am 02.05.2023 um 08:09:36, Monitoringjahr 2021/2022
(für 2022/2023 liegen noch keine vollständigen Daten vor)
Ein paar Zahlen...
Historischer Hintergrund
Seit der erstmaligen erfolgreichen Welpenaufzucht im Jahr 2000 in der Lausitz hat sich die Anzahl der Wölfe in Deutschland kontinuierlich erhöht. Aktuell sind ca. 161 Rudel, 43 Paare und 21 Einzeltiere nachgewiesen worden, wobei eine Schätzung des Gesamtbestandes nicht möglich ist (Stand März 2023).
Die meisten Wolfsterritorien befinden sich in Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen.
Mit der wachsenden Anzahl von Wölfen steigt auch die Anzahl von Konflikten mit Menschen. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland bei über 1.000 Übergriffen auf Nutztiere über 3.400 Tiere getötet, wovon 85 Prozent Schafe und Ziegen waren. Aus diesem Grund unterstützt der Staat Herdenschutzmaßnahmen in ausgewiesenen Wolfsgebieten.
Laut dem Wolfsmonitoringbericht 2021 des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bau und Klimaschutz gab es im Jahr 187 in Niedersachsen insgesamt 2021 Fälle von Übergriffe auf Nutztiere. Von diesen 187 Vorfällen wurden 89 Fälle als „Wolfsangriffe“ eingestuft, bei denen insgesamt 346 Tiere getötet und 78 verletzt wurden. In 37 Fällen konnte ein Wolfsangriff ausgeschlossen werden, in 53 Fällen konnte eine Wolfsbeteiligung nicht bestätigt werden. Darüber hinaus konnten 8 Fälle nicht abschließend ausgewertet werden.
Obwohl der Wolf in Europa als „prioritäre Art“ gilt und somit einem besonderen Schutz unterliegt, gibt es Situationen, in denen eine Entnahme notwendig sein kann. Gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie dürfen Wölfe nur dann getötet werden, wenn sie sich ungewöhnlich gegenüber Menschen verhalten. Diese Richtlinie wurde 2021 um geschützte Arten wie den Wolf erweitert.
Niedersachsen 2021
187
Fälle
davon
89
37
53
8
Fälle konten nicht abschließend bewertet werden
Friesland 2021
8
Fälle
davon
1
1
5
1
Fall konte nicht abschließend bewertet werden
Im Landkreis Friesland gab es währenddessen insgesamt 8 Übergriffe, von denen nur einer mit einem getöteten Nutztier dem Wolf zuzurechnen war. Bei einem Fall war eine Wolfsbeteiligung definitiv ausgeschlossen, in einem weiteren Fall konnte die Beurteilung nicht erfolgen und in den restlichen 5 Fällen war eine Wolfsbeteiligung nicht nachweisbar.
Jegliche Entscheidung, Wölfe zu töten, sollte sorgfältig abgewogen werden und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Beweisen basieren!
Für ein besseres Zusammenleben: Kommunikation, Sachlichkeit und Aufklärung notwendig!
Es ist von großer gesellschaftspolitischer Bedeutung, dass wir bei Konflikten zwischen Wildtieren und Menschen eine sachliche und ausgewogene Lösung anstreben, welche die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt.
Daher sollten wir wie der Wolfs-Monitoringbericht 2021 zeigt, alle Optionen in Betracht ziehen, einschließlich des regional realisierbaren Herdenschutzes, der Ausbildung von Hirtenhunden und anderen Methoden, um Konflikte zu vermeiden.
Wir brauchen einen Rechtsrahmen, nach dem regional – also vor Ort – aufgrund der tatsächlichen Gefährdungslage angemessen abgewogen und gehandelt werden kann.
Übergriffe auf Nutztiere in Friesland: ab 2017 -2021
Datum | Ort | Tierart | Anzahl toter/eingeschläferter Tiere | Anzahl verletzter Tiere | Schadensverursacher |
---|---|---|---|---|---|
10.12.2017 | Varel | Gatterwild | 1 | 0 | kein Wolf |
17.11.2018 | Bockhorn | Rind | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
23.11.2018 | Varel | Gatterwild | 1 | 0 | kein Wolf |
15.02.2019 | Varel | Gatterwild | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
15.11.2019 | Bockhorn | Schaf | 1 | 2 | Wolf |
15.02.2020 | Moorhausen | Gatterwild | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
23.02.2020 | Zetel | Ziege | 1 | 0 | Wolf |
06.09.2020 | Osterforde | Rind | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
10.03.2021 | Zetel | Pferd | 0 | 1 | Keine Beurteilung möglich |
30.03.2021 | Schortens | Schaf | 0 | 1 | Wolf nicht nachweisbar |
21.04.2021 | Petersgroden | Schaf | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
25.05.2021 | Zetel | Rind | 1 | 0 | Kein Wolf |
21.09.2021 | Varel | Rind | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
22.09.2021 | Bockhorn | Schaf | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
23.11.2021 | Schortens | Schaf | 1 | 0 | Wolf |
15.12.2021 | Bockhorn | Rind | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
10.08.2022 | Sande | Schaf | 2 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
03.09.2022 | Jever | Rind | 1 | 0 | Wolf |
01.09.2022 | Jever | Rind | 2 | 0 | Wolf |
05.09.2022 | Jever | Rind | 1 | 0 | Wolf |
21.10.2022 | Minsen | Schaf | 1 | 0 | Kein Wolf |
18.11.2022 | Grafenfeld | Rind | 1 | 0 | Wolf |
18.12.2022 | Bockhornerfeld | Ziege | 1 | 0 | Wolf |
24.03.2023 | Dykhausen | Schaf | 5 | 0 | Wolf |
Datum | Ort | Tierart | Anzahl toter/eingeschläferter Tiere | Anzahl verletzter Tiere | Schadensverursacher |
---|---|---|---|---|---|
10.12.2017 | Varel | Gatterwild | 1 | 0 | kein Wolf |
17.11.2018 | Bockhorn | Rind | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
23.11.2018 | Varel | Gatterwild | 1 | 0 | kein Wolf |
15.02.2019 | Varel | Gatterwild | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
15.11.2019 | Bockhorn | Schaf | 1 | 2 | Wolf |
15.02.2020 | Moorhausen | Gatterwild | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
23.02.2020 | Zetel | Ziege | 1 | 0 | Wolf |
06.09.2020 | Osterforde | Rind | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
10.03.2021 | Zetel | Pferd | 0 | 1 | Keine Beurteilung möglich |
30.03.2021 | Schortens | Schaf | 0 | 1 | Wolf nicht nachweisbar |
21.04.2021 | Petersgroden | Schaf | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
25.05.2021 | Zetel | Rind | 1 | 0 | Kein Wolf |
21.09.2021 | Varel | Rind | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
22.09.2021 | Bockhorn | Schaf | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
23.11.2021 | Schortens | Schaf | 1 | 0 | Wolf |
15.12.2021 | Bockhorn | Rind | 1 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
10.08.2022 | Sande | Schaf | 2 | 0 | Wolf nicht nachweisbar |
03.09.2022 | Jever | Rind | 1 | 0 | Wolf |
01.09.2022 | Jever | Rind | 2 | 0 | Wolf |
05.09.2022 | Jever | Rind | 1 | 0 | Wolf |
21.10.2022 | Minsen | Schaf | 1 | 0 | Kein Wolf |
18.11.2022 | Grafenfeld | Rind | 1 | 0 | Wolf |
18.12.2022 | Bockhornerfeld | Ziege | 1 | 0 | Wolf |
24.03.2023 | Dykhausen | Schaf | 5 | 0 | Wolf |
Daten – Quelle: Wolfsmonitoring.com Abruf-Datum 02.05.2023 10:32 Uhr
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