Top oder Flop?

Grüne Kommunikations- und Informationsstrategie zum CO2-Verbrauch auf dem Prüfstand.

Uns Menschen läuft auf unserem Planeten Erde die Zeit davon. Aktuell wird vielerorts über unsere CO2-Bilanzen oder unseren persönlichen CO2-Fußabdruck diskutiert. Wohlgemerkt: diskutiert. Folgen daraus tatsächlich nachhaltige Handlungen oder gar gesellschaftspolitisch relevante Veränderungen?

Ich glaube nicht. Unser Problem: Wir geben ungern etwas auf. Dinge die wir bereits kennen und besitzen, sind für uns oft wesentlich wertvoller, als unbekannten Dinge die wir für uns neu gewinnen könnten. Wenn wir verzichten sollen, dann rümpfen wir fast immer automatisch unsere Nase. Bevormundungen oder gar Verbote missfallen uns beinahe in jeder Lebenssituation und rufen reflexartig eine noch größere Ablehnung in uns hervor.

 

Mal ehrlich:

Am liebsten wäre auch uns persönlich eine Lösung, bei der wir unseren CO2-Fußabdruck größtmöglichst verringern könnten mit dem minimalsten Aufwand den wir selbst dafür betreiben müssten.

Wie können wir es uns also leichter machen, uns nachhaltig im Sinne von „CO2-neutraler“ zu verhalten? Mit noch mehr und noch detailliertere Informationen? Glauben wir wirklich daran, dass wir mit unserer bisherigen grünen Kommunikations- und Informationsart bestehende mentale Barrieren beim täglichen CO2-Verbrauch tatsächlich überwinden können?  

 

Helikopter-Politik & Nanny-State

Mir kommt es manchmal so vor, dass wir Grünen unbewusst eine Helikopter-Politik für andere fordern und zeitgleich in der Diskussion einen „Nanny-State“ für uns persönlich ablehnen. Wir befinden uns in einer Zwickmühle. Wir möchten, dass möglichst viele Menschen umdenken und sich nachhaltig verhalten und insbesondere ihre CO2-produzierende Lebensweise verändern. Dabei setzen wir in erster Linie auf den Verstand, also den breiten Austausch bzw. die Bereitstellung von für uns sachdienlichen erscheinenden Informationen. In zweiter Linie setzen auch wir auf negative Emotionen wie Angst, wenn wir z.B. vom massenhaften Insekten- oder Bienensterben, von den katastrophalen Überflutungen durch den Meeresspiegelanstieg oder der übermäßigen Erderwärmung u.ä. sprechen. Alles Fakten und Sachverhalte, die unser Leben sicherlich nachhaltig negativ verändern werden.

Aber erzeugen wir damit tatsächlich ein Umdenken und verändern unsere Verhaltensweisen? Kurzfristig ja, langfristig nein. Weit über 90 Prozent unserer Entscheidungen sind irrational. Wir treffen sie schnell, automatisch, also unbewusst und ohne größere Anstrengung. Leider treffen wir nur ganz wenige Entscheidungen bewusst oder kontrolliert. Dabei befinden wir uns dann auch noch oftmals in einer Filter-Blase. Wir Menschen bevorzugen bedauerlicherweise vorwiegend Informationen, die unsere Erwartungen erfüllen.

 

Was nun?

Wir müssen ohne Verbote Handlungen beeinflussen. Da bleibt uns nur die Option, den Menschen einen sanften Schubs in die Richtung CO2-neutraler Fußabdruck zu geben, in dem wir bestimmte Handlungsweisen leichter und andere schwerer machen. Dabei könnten wir auf gute Erfahrungen in anderen Lebensbereichen – wie z.B. auf die Zielfliege in den Herrentoiletten – zurückgreifen.

Die Zielfliege ist kein Tier, sondern tatsächlich das Abbild einer Fliege. Bei vielen Toiletten verharrt im Zentrum des Beckens eine lebensecht wirkende Fliege, die sich erst beim genaueren Hinsehen als Aufkleber zu erkennen gibt. Dieser Aufkleber soll laut Herstellerangaben die Toilettengänger dabei unterstützen, ihre Blase punktgenau in das Becken zu entleeren. Warum? Um die Reinigungskosten zu senken. Jede andere auch noch so durchdachte Ansprache über die Vernunft war erfolglos im Kampf um ein saubere Pissoir. Und man glaubt es kaum, die Reinigungskosten öffentlicher Männer-WCs sind seit der Ansiedlung der Zielfliege tatsächlich signifikant gesunken.

 

Mein Fazit

Wir sollten versuchen, unser menschliches Verhalten etwas besser zu verstehen. Somit brauchen wir quasi nur eine Zielfliege für unseren CO2-Fußabdruck, wenn wir uns und auch andere Menschen nachhaltig zu einem veränderten Handeln motivieren möchten.

 

Wie könnte diese Zielfliege aussehen?

 

2 Kommentare zu „Top oder Flop?“

  1. Das Thema Siemens und seine Beteiligung am australischen Kohleprojekt hat es doch gut gezeigt.

    Man muss Firmen zwingen.

    Das macht man mit Gesetzen und Steuern.

    Alles andere ist ineffektiv.

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